B.L.O.-Ateliers jetzt retten und langfristig sichern!
Die Existenz der B.L.O.-Ateliers, dem Kultur- und Kreativzentrum am ehemaligen Bahnbetriebswerks Berlin-Lichtenberg-Ost, ist seit dem 26. April 2024 akut bedroht. Das Kleinod in meinem Wahlkreis steht unmittelbar vor dem Aus.
Das klingt nicht nur dramatisch - das ist es auch! Deshalb bringen wir als SPD-Fraktion Berlin gemeinsam mit dem Koalitionspartner einen Antrag zur Rettung und langfristigen Sicherung ins Abgeordnetenhaus von Berlin ein!
Gern erzähle ich die Geschichte, wie es mich während meiner Wohnungssuche in Berlin auf das Gelände der B.L.O.-Ateliers verschlug. Mein künftiger Mitbewohner führte mich über das Gelände, um mich zu überzeugen eine Wohnung im Berliner Osten und knapp hinter dem S-Bahn-Ring zu nehmen. Mir war sofort klar: So einen Ort gibt es kein zweites Mal! Daraufhin zog ich nach Lichtenberg und blieb.
Ähnlich wie mir geht es auch vielen anderen Menschen, die das Kleinod eingebettet zwischen drei Bahngleisen, für ein Konzert, eine Film- u. Theateraufführung, einen Vortrag oder eine Ausstellung besuchen. Sie lassen sich verzaubern von der seit 20 Jahren existierenden Ateliers- und Werkstattgemeinschaft, die aus der Berliner Kreativszene nicht mehr wegzudenken ist.
Auf dem Areal, das sich auf 12.000 Quadratmeter erstreckt, haben rund 100 kreativ und schöpferisch arbeitende Menschen ihre Existenz aufgebaut. Das Schaffensspektrum ist vielfältig und erstreckt sich über Bildhauerei, Bogen- u. Bumerangbau, Fahrradbau, Filmeffekte, Fotografie, Graphik, Holzarbeiten, Malerei, Metallarbeiten, Möbelbau, Modedesign, Musik, Produktdesign, Stein- u. Betonarbeiten, Theater- u. Filmausstattung und vieles mehr. Hier wurden bereits Tresen für das Berghain gefertigt und Audioguides für das Olympiastadion eingesprochen.
Neben den vielfältigen kulturellen Nutzungen sichert das Projekt als Kreativ-Hub, Veranstaltungslocation und touristisches Ziel auch zahlreiche Arbeitsplätze in der Stadt. Spätestens seit der Pflanzung von Bäumen aus Auschwitz-Birkenau im Rahmen der Berlin-Biennale im Jahr 2012 dient das Gelände zudem als Erinnerungsort. Seit 2017 finden auch Künstlerinnen und Künstler im Exil in einem „Artist in Residence“-Programm hier einen Ort der Zuflucht für ihre künstlerische Arbeit.
Insofern sind die B.L.O.-Ateliers seit Langem ein etablierter Ort bürgerschaftlichen Engagements, der Begegnung und der kulturellen Bildung. Und das gänzlich ohne finanzielle Zuwendungen aus dem Berliner Senat.
Doch warum ist das Areal in Gefahr?
Nach 20 Jahren läuft am 31. Juli 2024 der Mietvertrag zwischen dem Trägerverein Lockkunst e.V. und der Deutschen Bahn, der das Gelände gehört, aus. Dies an sich, ist nicht neu!
Mit Weitblick bemüht sich die Ateliers- und Werkstattgemeinschaft, insbesondere durch Unterstützung vom Freundeskreis B.L.O.-Ateliers e.V., schon seit 2018 intensiv um Verhandlungen für eine Verlängerung des Mietvertrages.
Es bestand nicht nur enger Austausch mit der Deutschen Bahn, nach und nach wurden auch Politik und Öffentlichkeit mit ins Boot geholt. Bezirk und Land sprachen sich regelmäßig für das international anerkannte Modellprojekt aus. Es folgten Führungen mit Berlins Bürgermeister und Senatorinnen übers Gelände sowie Gespräche im Kulturausschuss des Bundestages.
Im Juni 2022 dann ein großer Erfolg: Die Nutzung für weitere 20 Jahre wurde bei einem Besuch von Sigrid Nikutta, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bahn und Vorstandsvorsitzende der DB Cargo, auf dem Gelände, in Aussicht gestellt. Ein Vertragsentwurf blieb allerdings bis heute aus.
Entgegen der bis dahin guten Verhandlungen, geschah dann am 26. April 2024 das, was niemand kommen sah: Dem Verein wurde auf Basis eines Gutachtens zur Elektrik mit sofortiger Wirkung die Nutzung der Räumlichkeiten auf dem Gelände untersagt. Gleichzeitig wurden seitens der Deutschen Bahn die Verhandlungen für eine Verlängerung des Mietvertrags vorübergehend eingestellt.
Seither dürfen die Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers nicht betreten und dementsprechend auch nicht arbeiten. Anlass ist ein Gutachten, das nach der Prüfung der elektrischen Anlagen eine akute Gefahr für Leib und Leben attestierte.
Für den Verein, der technische Mängel in der Vergangenheit gemeinsam und in guter Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn anging, kam die Nutzungsuntersagung einer Verdrängungserklärung gleich. Über die existenzbedrohende Situation berichteten im Anschluss an die am 3. Mai 2024 auf dem Gelände einberufenen Pressekonferenz viele Journalistinnen und Journalisten in Zeitung, Radio und Fernsehen. Das Medienecho berlinweit war groß.
Welches Interesse die Deutsche Bahn an dem Gelände hat? Intern ist bekannt, dass perspektivisch Interesse besteht, die Fläche als Abstellort für Züge zu nutzen. Gleise auf dem Gelände gibt es dafür keine und konkrete Pläne auch nicht. Daher würde das Gelände für die kommenden 20 Jahre voraussichtlich erst einmal brach liegen.
Was fordern SPD und CDU auf Landesebene in ihrem Antrag?
Der Antrag “Kultur- und Kreativstandort B.L.O. – Ateliers retten und langfristig sichern” wurde letzte Woche vom Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses ins Berliner Parlament eingebracht. Selten gibt es fraktionsübergreifend einen durchweg so starken Zuspruch. Für die SPD-Fraktion sprach Melanie Kühnemann-Grunow bereits im voran gegangenen Plenum, die betonte, dass der Standort als Vorbild diene und verstetigt werden müsse. Gleich im Anschluss an die Aussprache im Plenum besuchte unsere Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey das Gelände, erhielt eine zweistündige Führung und trat in Gespräche mit vielen Betroffenen.
Der Wunsch des Trägervereins ist jetzt, dass Politik, DB und Lockkunst e.V. an einem Runden Tisch zusammenkommen. Klar ist, dass die Ateliers nur als Organismus gerettet werden können und nicht einfach an einem anderen Standort umsiedeln können.
“Das Abgeordnetenhaus hält es für völlig unverständlich und im höchsten Maße kritikwürdig, wie die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin des Geländes gegenüber den B.L.O.-Ateliers gegenwärtig agiert: Weder die plötzliche Kündigung bzw. Nicht-Verlängerung des Mietvertrags mit dem Trägerverein Lockkunst e.V. noch das überraschende Betretungsverbot für einen Großteil der Flächen und Gebäude ist auch nur im Ansatz nachvollziehbar oder sachlich begründet. Dies gilt umso mehr, als dass es sich bei dem DB- Konzern um ein öffentliches Unternehmen im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland handelt.
Das Abgeordnetenhaus fordert die DB Immobilien auf:
das Betretungsverbot unverzüglich aufzuheben,
die baulichen Mängel auf Grundlage des Gutachtens und gemeinsam mit dem Trägerverein zu beheben und
beispielsweise durch ein Mietangebot den Standort langfristig zu sichern.
Das Abgeordnetenhaus fordert den Senat auf:
Unverzüglich Gespräche mit den Vertretungen der Bundesregierung aufzunehmen, damit die Bundesregierung als einzige Gesellschafterin der DB AG ihren Einfluss zur Rettung des Standorts in den nächsten Wochen geltend macht.
Außerdem soll der Senat gemeinsam mit allen Beteiligten der B.L.O.-Ateliers, dem Land und Bezirk sowie den zuständigen Stellen des Bundes in regelmäßige Gespräche darüber eintreten, wie dieser Kultur- und Kreativstandort langfristig erhalten und Planungssicherheit für die bestehenden Nutzungen hergestellt werden kann. Dazu gehören insbesondere Gespräche mit der politischen Leitung des Bundesministeriums für Verkehr als Fach- und Rechtsaufsicht der DB AG.”
Wie Du helfen kannst?
Die Ateliers brauchen nun einen langen Atem für eine langfristige Nutzung. Zum einen brauchen sie jetzt vor allem die Unterstützung der Bundespolitik! Denn die DB ist eine zu 100% im Eigentum des Bundes befindliche Aktiengesellschaft. Zum anderen muss in den Gesprächen mit der Deutschen Bahn vermittelt werden, dass sie nichts verlieren sondern einen immensen Mehrwert erhalten.
Durch die Verstetigung der Ateliers gewinnen alle. Denn hat mit diesem Projekt eine Außenwirkung.
Unterschreibe die Petition, um die öffentliche Aufmerksamkeit zu erhöhen und eine Schließung des Standorts zu verhindern. Wir haben schon fast 20.000 Unterschriften erreicht!
Unterstütze den Verein mit einer Spende für die Öffentlichkeitsarbeit und Rechtsberatung, wenn es dir möglich ist.
Komm am 8. Juni 2024 zum Sommerfest der B.L.O.-Ateliers! Unter dem Motto “Jetzt erst Recht” findet dieses Jahr der Tag der geschlossenen Tür statt.